31.03.2014

 

Künstler ehrt Unternehmerin

 

Massoum Berahna und Stadt Kassel zeichnen die sozialengagierte Aktivistin Nadia Qani aus

In Afghanistan würden sie beide höchst wahrscheinlich gesteinigt werden: der Künstler deshalb, weil er die Büste einer Frau erschaffen hat und die Frau deshalb, weil sie erfolgreich ihr Leben in die eigenen Hände genommen hat. Doch wie das Schicksal es wollte, leben beide Personen in nicht ihrer Geburtsstadt Kabul, sondern in Frankfurt am Main und Kassel in Deutschland. Die Rede ist von dem Bildhauer Massoum Berahna  und der sozialengagierten Unternehmerin Nadia Qani.

Berahna schenkte sein Kunstwerk der Stadt Kassel und sie überreichte das selbige im Rahmen einer feierlichen Zeremonie der Stadt Frankfurt, deren Bewohnerin Nadia Qani ist. Bei diesem Anlass wurden der Künstler und seine Inspirationsquelle Nadia Qani als gute Beispiele dafür gefeiert, was Neubürger in Deutschland alles erreichen können.

Der Oberbürgermeister der Stadt Kassel Bertram Hilgen machte in seiner offiziellen Rede deutlich, dass Deutschland viel Wert auf gelungene Integration lege. Die Frage sei nicht mehr, sagte er vor rund ein hundert geladenen Gästen  im ehrwürdigen Rathaus der Stadt Kassel, ob Emigrantinnen und Emigranten zu der deutschen Gesellschaft gehörten. Jeder zweiter jugendliche in Kassel habe eine Migrationsgeschichte. Vor diesem Hintergrund gehörten Migrantinnen und Migranten selbstverständlich zu Deutschland. Die Feier im Rathaus der Stadt Kassel sollte also nicht nur zwei verdiente Bürger des Landes ehren, sondern auch die Integrationspolitik eines modernen, offenen Deutschlands.

„Ihr Lebensmut beflügelte mich“

Massoum Berahna erzählte, dass er Nadia Qani vor einigen Jahren noch gar nicht kannte. Erst das Buch über die Biographie von Frau Qani, das 2010 auf Deutsch erschienen ist, habe ihn auf die Unternehmerin aufmerksam gemacht. Er sei von ihrer Lebensleistung und sozialem Engagement höchst beeindruckt gewesen. Nadia Qanis Lebensmut und ihr Kampf für sich und viele anderen Frauen habe ihn dazu inspiriert ihr ein Denkmal zu setzen. „Es kommt leider  in Afghanistan immer noch oft vor, dass Frauen Opfer von brutaler Gewalt werden. Ich wollte auf meine Art eine Frau ehren, die es im Leben nicht einfach hatte und im Erfolg andere nicht vergessen hat“, sagte Berahna.

Nadia Qani, die mit ihrer Familie zur Ehrung gekommen war, nahm sichtlich gerührt das Geschenk des Künstlers und der Stadt Kassel an. Während sie mit ihren Tränen kämpfte, sagte sie, dass sie sich an diesem Tage überglücklich fühle. „Dieser Tag ist in meinem Leben ein ganz besonderer. Zudem zeigt mir diese Geste, dass das soziale Engagement ein lohnenswertes Vorhaben ist“, meinte Nadia Qani in ihrer Dankesrede. Nadia Qani, die zuerst eine Reinigungsfirma und später ein Unternehmen für „kultursensible Pflege“ gründete, engagiert sich seit Jahren im Bereich der Förderung von Frauen.

„Alle Menschen, ob Mann oder Frau, müssen mit Respekt behandelt werden und in ihren jeweiligen Gesellschaften die Möglichkeit erhalten, ein Leben in Würde, Freiheit und Sicherheit zu führen“, erklärt Nadia Qani. Mit dieser Überzeugung lebe und kämpfe sie täglich für sich und alle anderen, die ihre Hilfe benötigten.

Die Büste von Nadia Qani ist bisweilen in der Stadt Frankfurt am Main angekommen und wird bald auf einer Wanderausstellung zu verschiedenen afghanischen Frauenvereinen quer durch die Republik geschickt werden. Ihr Beispiel soll anderen Frauen Mut machen für die eigenen Rechte und für die Rechte anderer Menschen Engagement zu zeigen.